Unglaubliche 57% haben sich damals unseren Nachbarverein VfB Speldorf gewünscht. Und bei der Auslosung der Pokalbegegnungen kam es dann auch tatsächlich so; die Pokalfee bewies ihr goldenes Händchen. Der VfB Speldorf liegt nur wenige Kilometer von unserer Heimat, der Landwehr in Styrum, entfernt. Es hätte keinen Verein treffen können, der uns zumindest geografisch gesehen näher ist. Speldorf ist ein Stadtteil unserer Nachbarstadt Mülheim. Jeder Oberhausener hat Mülheimer Bekannte, Freunde, Verwandte oder zumindest Arbeitskollegen. Und genau das machte einen großen Reiz der Begegnung aus. Man konnte sich sicher sein, dass man bei diesem Los in die zweite Runde einziehen konnte, dass man auch auswärts ein Heimspiel haben würde und dass man zur Belohnung eine bestimmte Zeit lang unsere lieben Nachbarn aufziehen könnte.
Nun gibt es wieder eine Abstimmung. Dieses Mal war das Ergebnis nicht mehr so eindeutig. Der Sieger war nicht etwa Borussia Dortmund, nicht der MSV Duisburg, nicht das, was man erwarten könnte. Auch nicht einer der letzten vermeintlich leichten Gegner. Der Gewinner war tatsächlich der Namensvetter aus Ahlen! Immerhin 26% der Fans stimmten für ein Heimspiel gegen den Verein aus der Provinz. Ich selbst kann das nun wirklich nicht nachvollziehen. Man muss sich das einmal vor Augen halten, mit Rot-Weiß Ahlen hätten wir den mit Abstand uninteressantesten Gegner gehabt. Selbst die letzten beiden Viertligisten Eintracht Trier und VfB Lübeck haben größere Namen und mehr Tradition als RWA. Bei dieser Begegnung wären zudem nur wenige Fans ins Stadion gekommen, denn Ahlen lockt nun wirklich nicht gerade die Massen an. Auch auf Ahlener Seite gibt es ja kaum Fans, die trotz der Nähe bis nach Oberhausen gereist wären.
Dazu kommt dann ganz einfach noch die sportliche Seite, um die es im Fußball ja immerhin geht. Und sportlich gesehen muss man einfach zugeben, dass man gegen Ahlen einfach auch ausscheiden kann. Ich schätze die Chancen bei einer solchen Begegnung für beide Seiten gleich hoch ein. Gegen den unattraktivsten Verein auszuscheiden und dabei kaum Zuschauereinnahmen zu gewinnen wäre kein Traumlos, sondern das genaue Gegenteil davon.
Aber bekanntlich kommt ja erstens alles anders und zweitens als man denkt. Die Pokalauslosung, übrigens erstmals für alle Fans ohne Pay-TV nicht mehr zu sehen, dachte uns nicht Ahlen als Gegner zu. Es kommt nun auf RWO das absolute Schwergewicht des deutschen Fußballs zu. In der zweiten Runde erwartet uns ein Auswärtsspiel in der Arroganz-Arena in München gegen die Bayern. Meine erste Reaktion war ein Schock. Gegen die Bayern haben wir doch keine Chance. Ich sehe schon vor meinem geistigen Auge, wie Franck Ribery sich durch unsere ehemaligen Oberligakicker zaubert. Vor Angst erstarren werden die Bayern jedenfalls nicht, wenn Sie von Louis van Gaal die Taktik erklärt bekommen, wie man gegen Embers, Pappas und Co. gewinnen will.
Aber genau da liegt die Chance, die wir nicht haben. Die Bayern werden uns unterschätzen, sie werden uns nicht kennen und sie müssen das Spiel machen. Das ist schon lange die Situation, in der wir uns am wohlsten fühlen. Die Sache ist ja die: wir können nur gewinnen! Jeder rechnet mit einem 0:5 und darüber würde sich niemand beschweren. Aber wenn wir es den Bayern wenigstens schwer machen, dann werden wir wenn schon nicht das Spiel, dann wenigstens bundesweit Sympathien gewinnen.
Das Spiel findet auch noch ausgerechnet während des Oktoberfestes statt. Vielleicht erwischen wir ja die Bayern mit einem gepflegten Kater, wenn sie keine Lust haben unter der Woche ranzumüssen gegen einen unattraktiven Gegner wie Oberhausen. Vielleicht haben wir auch einfach mal Glück mit einem Sonntagsschuss. Wir wissen nicht, wie das Spiel ausgehen wird. Fest steht nur: wir haben keine Chance, also nutzen wir sie!
Das schönste an der Sache ist, dass endlich ganz Deutschland, abgesehen von den Bayern-Fans, sein rot-weißes Herz entdeckt und uns die Daumen drücken wird. Und vielleicht hilft das, damit wir auch wieder über den Wunschgegner für die dritte Runde abstimmen können. Also Jungs, dann zieht den Bayern mal schön die Lederhosen aus!